Eine „agile Organisation“ wird nicht nur in Familienunternehmen häufig als Ziel für neue Change Initiativen ausgerufen. In der Folge werden Mitarbeiter aus der Produktentwicklung und aus den Fachbereichen auf Seminare und Scrum Schulungen geschickt und dürfen sich fortan Scrum Master oder Product Owner nennen. Führungskräften wird in Agile Leadership Eintägern beigebracht, dass ihr Job zukünftig nur noch daraus besteht, Millenials zufrieden zu stellen und sich ihren Mitarbeitern gegenüber in einer coachenden Grundhaltung zu üben. Die Erwartungen der Führungskräfte an diese neue, agile Welt sind entsprechend hoch, lautet doch nicht zuletzt das Wertversprechen agiler Arbeitsmethoden, die doppelte Menge an Arbeit in der Hälfte der Zeit zu erledigen (Jeff Sutherland. Scrum. The art of doing twice the work in half the time. Penguin Books, New York, 2014). Und auch für die betroffenen Mitarbeiter lesen sich einige Prinzipien, wie Selbstorganisation und die Abkehr von starr einzuhaltenden Entwicklungsplänen, zunächst vielversprechend. In den allermeisten Fällen lässt die Enttäuschung jedoch nicht allzu lange auf sich warten.